Santichlausenrallye

 

Der Ablauf steht fest, da gibt es nichts zu rütteln. Jeder

von uns fährt in seinem dunkelrot lackierten Fiat Bravo

in das Dorf, das wir ausgeknobelt haben. Dann geht es in

die Dorfbeiz, die in fast jedem Dorf gleich aussieht, die

gleichen rotweiss karierten Tischtücher, die gleichen

Bleigewichtsaschenbecher, die gleichen geriffelten

Streuzuckergläser, die gleichen Bierdeckelihalter aus

Plastik, die gleichen Ehrenpokale im gleichen Schaukas-

ten. Nach zwei oder drei Bierchen in geselliger Runde,

in der Regel trinken wir auch noch Glühwein und ver-

zehren eine Portion Hausgeschnetzeltes, machen wir uns

auf den Weg mit unsern schwingenden Bärten, unsern

Säcken, Glocken, Knotenstöcken, Ruten und Kapuzen-

mänteln. Zu Fuss. Alle sehen wir gleich aus. So geht es

jedes Jahr. Es ist immer das Gleiche. Das ist Brauch.

 

Acht Uhr abends. Ich bin schon am zweiten Bier. Zum

Glück habe ich keinen Glühwein bestellt. Bier hat den

Vorteil, dass es nicht kalt wird. In dieser Beiz, vor dieser

verblichenen Tapete, sollte die diesjährige Santichlau-

sentour ihren Anfang nehmen. Von hier aus sollten wir

durchs Dorf gehen, die Dienstroute abschreiten mit Sack

und Pack. Ich spähe durch die Gardinen. Draussen ist es

stockdunkel. Wo sind die andern? Meine Kollegen ha-

ben sich verfahren. Ich kann es mir denken. Ich spüre es.

Ohne die geringste geografische Ahnung sind sie ins

Kraut gefahren, wie man so sagt, mit nichts im Gepäck

als ihren zur Ausstaffierung der Santichlausenfigur not-

wendigen Säcken, Glocken, Knotenstöcken, Ruten und

Kapuzenmänteln. Sie klappern die Dörfer ab. Es sind

Millionen von Dörfern, keine Landkarte kann dieses

Gewimmel je vollständig erfassen, und das Verfluchte

ist, dass hier alles so schrecklich gleich aussieht: ein

Dorf wie das andere, besonders wenn man mit dem Auto

unterwegs ist. Hügel auf Hügel schiebt sich heran mit

Wäldern und komischen Dörfern mit komischen Namen.

Eine Gegend, in der alles austauschbar ist, jedes Detail

bis ins Endlose wiederholt wird. Keine Wüste könnte

monotoner sein. Ich habe es selber erlebt. Ich erlebe es

Jahr für Jahr. Ich kann mir denken, wie meinen Kollegen

zumut ist. Die Nacht umhüllt sie, ein dumpfes Dunkel,

das vor den Scheinwerfern zurückweicht und sich hinter

den Autos wieder zusammenschliesst zu einer schwarzen

Wand. Hinter uns, sagen wir Santichläuse, liegt der

Schwarzwald.

 

Santichläuse auf dem Weg zur Arbeit. Noch sind sie

eigentlich keine Santichläuse. Sie tragen weder Kutten

noch Bärte noch sind sie zu Fuss unterwegs. Sie stehen

noch mitten im motorisierten Zivilleben. Jeder von

ihnen, mich eingeschlossen, ist aufs Auto angewiesen.

Die Anfahrt ist lang. Es ist ein langer, ein langweiliger

Weg. Reflektoren huschen vorüber wie Luchsaugen. Die

gewundenen Strassen, die sich endlos von Hügel zu Hü-

gel schwingen, können überall oder nirgends hinführen.

Die Santichläuse, meine Kollegen, summen vor sich hin.

Manchmal verpassen sie eine Abzweigung oder schwen-

ken am falschen Ort jäh ab. Das geschieht schnell, blitz-

schnell, eine kleine Konzentrationsschwäche, ein nicht

abgeblendetes Gegenlicht, das die Buchstaben einer

Hinweistafel auslöscht, und schon ist es geschehen.

 

Ja, meine Kollegen, die Santichläuse. Angegurtet, reg-

los, die Hände am Lenkrad, schweigend: so fahren sie

durch die menschenleere Landschaft. Astronauten im

Weltall. Sie verlassen sich aufs Gefühl. Oder auf die

Technik, die ihnen vorgaukelt, sie seien leichter als Luft

und schneller als der Wind. Ja, Autofahren ist ein Kin-

derspiel, nichts im Vergleich zu dem, womit man sich

früher fortbewegt hat, den Pferden und Droschken, den

Eseln. Inzwischen hat sich einiges getan. Die Fortbewe-

gungsmethoden haben sich umgewälzt, die Geschwin-

digkeiten vervielfacht. Santichläuse sind motorisiert.

Den physikalischen Widerstand brechen sie mit einem

leichten Druck aufs Gaspedal. Vom Fahrtwind, der ge-

gen die Frontscheibe prallt, ist im Innern des Wagens

wenig oder gar nichts zu spüren. Im Innern des Wagens

ist man geschützt, man fährt so nebenher, ist sich des

Fahrens gar nicht richtig bewusst. Ohne mit der Wimper

zu zucken, setzt man sich durch gegen Luft und Schwer-

kraft, wälzt ein Schildkrötengehäuse voran, ein Tonnen-

gewicht. Distanzen schrumpfen, sie scheinen beherrsch-

bar. Fahren ist keine Kunst. Man kann es lernen. So wie

man eigentlich alles nur Denkbare lernen kann, voraus-

gesetzt, man hat den Willen dazu.

 

Ich sage das nur so dahin. Eine unüberlegte Randbemer-

kung zwischen zwei Bierschlucken. Selbstverständlich

kann man nicht alles lernen. Nicht alles ist beherrschbar.

Ich stelle mir folgendes vor: während die Autos fast alles

automatisch machen, (deshalb heissen sie ja Autos),

machen sich meine Kollegen in diesen Autos, einge-

schlossen wie Austern in ihren Schalen, innerlich frei,

sie trällern vor sich hin, lassen die Gedanken schweifen.

Am Anfang ihrer Fahrt, denke ich, sind sie noch ziem-

lich optimistisch. In ihren Autos ist es warm, gemütlich

wie in einer geheizten Bauernstube, in die Abgeschlos-

senheit des Fahrens dringt kein einziger Windhauch.

Meine Kollegen, die Santichläuse, brummen vor sich

hin. Sie üben die Santichlausenstimme, den unverwech-

selbaren Bass. Auf den geraden und ereignislosen Stre-

ckenabschnitten zwischen hier und der Stadt erlauben sie

sich, ihre Sitzhaltung ein bisschen zu lockern. Eine ent-

spannte Haltung lockert auch die Stimme. Das tiefe B

muss dröhnen. Sie lehnen sich zurück. Die Sitze sind

verstellbar, weich, plüschig, Kinosessel, in denen man

versinken möchte. Und das Armaturenbrett, wie das

blinkt und leuchtet! Elektronische Impulse jagen hin und

her, Ziffern und Lämpchen sprenkeln mit ihrem Wider-

schein die Frontscheibe. Ein kleines Raumschiff. Die

Kilometer spulen sich ab, es geht voran. Doch weit ge-

fehlt. Die Richtung ist falsch, die Ankunft verzögert

sich, und nach und nach kommen sie dahinter, dass sie

einem flüchtigen, aber fatalen Irrtum erlegen sind. Sie

haben sich verfahren. Die Route wird zum Problem, das

Fahren zum Alptraum. Ja, ich spüre da so eine Art Kom-

plikation, eine nächtliche Orientierungslosigkeit.

 

Da sitze ich nun. Alle Augenblicke sehe ich nach der

Uhr. Eigentlich müssten sie schon hier sein. Gewiss sind

sie noch unterwegs. Die Frage ist nur wohin. Sie folgen

dem unübersichtlichen Verlauf einer Strasse, die wo-

möglich die falsche ist, sie fahren und fahren, an den

immergleichen Häuschen und Masten vorbei, geradeaus

oder über Kurven, an gähnenden Schluchten oder hu-

schenden Wiesen entlang. Ich weiss, wie das ist, wenn

man durch diese Landschaft fährt. Das Fahren dehnt sich

wie ein Traum, aus dem es kein Erwachen gibt. Und

wieder ein Dorf, und wieder ein Hügel. Und...

 

Lausige Autofahrer sind sie, Blindfahrer. Nach dem

zweiten Bier darf ich das ja wohl sagen. Den Führer-

schein haben sie an der Tombola gewonnen. Ehrlich, ich

weiss nicht, wie man es anstellt, so schlecht zu fahren.

Nach einer Weile gemächlichen Dahinfahrens, das nur

dazu dient, die Spannung zu steigern, geben sie Gas. Sie

fahren wie die Säue, jeder möchte den andern beweisen,

dass er recht eigentlich zum Vergnügen Auto fährt,

zwanglos, und das motorisierte Unterwegssein als eine

Selbstverständlichkeit ansieht, die Genuss bereitet, und

da keiner hinter den andern zurückstehen will, die Rang-

ordnung ist umstritten, bildet sich innerhalb dieser ver-

schworenen Fahrgemeinschaft eine explosive Mischung

aus Kameradie und Konkurrenz. In dem blödsinnigen

Ehrgeiz, das Rennen zu machen, nehmen sie sich etwas

vor, das eigentlich unmöglich ist. Jeder will schneller

sein als die andern. Jeder will die andern übertrumpfen.

Die einzige Spielregel: keiner darf verlieren. Irgendwo

geht das nicht auf. Sie versteigen sich zu einem Unfug,

den man nur mitmachen kann, wenn man einer von

ihnen ist, ein Santichlaus. Das hat seine Logik. Sie füh-

len sich als etwas Besonderes, weil sie Santichläuse sind.

Jeder von ihnen gibt Gas wie eine motorisierte Vollsau,

lachend, bei angeschaltetem Radio, und reisst am Lenk-

rad herum, als ob das irgendwie biegsam wäre. So rasen

sie durch die Nacht, gestandene Männer, Schweizer

Bürger, TCS-Mitglieder, Familienväter, die sich einmal

im Jahr den Spass erlauben, sich in ruppige Santichläuse

zu verwandeln. Es wäre ja ein Wunder, wenn das immer

gut ausginge. Meine Kollegen sind berüchtigt dafür, dass

sie Autos demolieren, eigene oder andere. Halb so

schlimm. Was kaputtgehen kann, ist ersetzbar. Material-

schäden lassen sich ausbügeln. Das hat seine Logik.

Dennoch gibt es zweifelnde Einwände, Bedenken wer-

den geäussert. Die aus Leichtsinn, Eigensinn oder

Übermut resultierende Manövrierunfähigkeit hat schon

viele Diskussionen ausgelöst. Vor allem aber Kopfschüt-

teln. Darf ein Santichlaus solche Dummheiten machen?

Auch ich schüttle den Kopf. Ich bin einer von ihnen, ein

Santichlaus, und ich schäme mich dafür.

 

Wie immer geben sie ihr Bestes. Sie brettern die vielen

Kurven herauf wie die Wilden. Vielleicht sind sie aber

schon ausgestiegen und geistern draussen irgendwo

durch die Dunkelheit und suchen das schlecht erleuchte-

te Gasthofschild. Ich höre draussen Schritte. Santichlau-

senschritte? Ich drehe mich zur Tür. Da ist niemand. Die

Schritte entfernen sich. Meine Kollegen, denke ich, sind

an einen toten Punkt gelangt. Ich kann es mir gar nicht

anders denken. Vielleicht sind sie mehrmals im Kreis

herumgefahren und immer wieder an dieselbe Stelle

gekommen, an den deprimierenden Punkt der verhinder-

ten Weiterfahrt. Weiter geht es hier schon, aber nicht

vorwärts. Hat man ein Interesse daran, weiterzukommen,

so muss man wenden und eine andere Strasse suchen. Es

soll ja Strassen geben, die nie fertig geworden sind, die

man im Eifer des hochkonjunkturellen Strassenbaus in

eine Gegend geführt hat, über die im TCS-Verzeichnis

so gut wie keine orientierenden Angaben existieren. Hier

ist man zur Gänze auf sich selber angewiesen. Die Stras-

se endet vielleicht an einem Schutthügel, verschwindet

im Unterholz, und so unbegreiflich das klingt: es kommt

vor. Hier werden Verbrechen begangen, alte Rechnun-

gen beglichen, Leichen verscharrt. Ich denke mir, so ein

Ort muss es sein, dort haben die Santichläuse ihre Autos

abgestellt. Sie geben es auf. Sie haben sich noch und

noch verfahren und sind jetzt, wie es scheint, endgültig

angekommen. Allerdings nicht am richtigen Ort. Sie

wälzen sich aus ihren Autos heraus, kaum zu glauben,

dass sie sich noch bewegen können, aber sie können es,

sie recken und strecken sich, pusten in die Hände. Über

eine noch warme Kühlerhaube gebeugt, konsultieren sie

eine Strassenkarte, die einer von ihnen aus dem Schub-

fach seines Wagens gekramt hat. Es ist ein nichtamtli-

ches Blatt, zudem völlig veraltet, die Strassen, auf die es

ankommt, sind darin gar nicht eingezeichnet. Was nun?

Die Santichläuse sind nicht dort, wo sie hinwollten, im

Kraut sind sie gelandet, soviel ist ihnen klar, die Situati-

on ist alles andere als rosig, ziemlich verfahren ist sie,

fast hoffnungslos. Sie weisen sich gegenseitig die Schuld

zu. Wer ist vorneweg gefahren? Wer hat nicht aufge-

passt? Aber bald merken sie, dass das nichts bringt. Än-

dert es etwas, wenn man den Schuldigen kennt? Wütend

und ohnmächtig starren sie in die Nacht. Abermals um-

kehren? Nein, kommt nicht in Frage. Bis zum Überdruss

sind sie durch diese stupide Landschaft gefahren und

haben die winzigkleine Ortschaft gesucht wie die Nadel

im Heuhaufen. Jetzt ist Schluss. Sie reagieren sich damit

ab, dass sie sich in Santichläuse verwandeln. Sie ziehen

die Kutten an, schultern die Säcke, nehmen die Knoten-

stöcke zur Hand, die Glocken und Ruten. Die Autos

überlassen sie der Dunkelheit. Wie die Schwarzwaldräu-

ber, einer hinter dem andern, stiefeln sie den nächstgele-

genen Berg hinauf.

 

Dieses blinde Drauflosstiefeln ist natürlich sinnlos. Wo-

hin soll es führen? Die Gegend liegt weit ab, kein an-

ständiger Weg, nur so eine Art Wildeselpfad, und nir-

gends ein Haus. Viel gibt es hier nicht zu machen für

einen Santichlaus. Eine schöne Geschichte! Santichläuse

ohne Kundschaft. Aber so unvernünftig handeln sie nun

auch wieder nicht. Dass sie durch die Dunkelheit stap-

fen, und zwar so, wie man es von einheimischen Santi-

chläusen gewohnt ist, mit schwarzer Kutte, Holzfäller-

bart, genagelten Schuhen, Glocke, Knotenstock, Rute

und Leinensack, das hat hier ausnahmsweise auch einen

praktischen Grund. Als Santichläuse sind sie für die

naturnahen Fussgängerzonen gut ausgerüstet. Mit dem

Stock können sie den Weg ertasten, mit der Glocke Sig-

nale geben. In den Säcken befindet sich Reiseproviant

für eine längere Expedition. Und das solide Schuhwerk

hält auch den widrigsten Bodenverhältnissen stand.

Überhaupt ist man zu Fuss wesentlich flexibler als mit

dem Auto. Man verpflanzt sich mit einem einzigen

Schritt, während der festgegurtete Autofahrer strampeln

kann, soviel er will: wenn das Auto den Geist aufgibt

oder die Strasse aufhört, kommt er keinen Milimeter

weiter. Befreit man sich hingegen von eingefahrenen

Verhaltensmustern, unpraktikablen Gewohnheiten, so

kommt man automatisch schneller vorwärts, kommt

leichter zum Ziel. Eine alte Binsenweisheit. Die Mög-

lichkeit, vorwärts zu kommen, hängt direkt proportional

vom verfügbaren Handlungsspielraum ab.

 

Sorglich und leise haben sie sich auf den Weg gemacht,

einer hinter dem andern. Die Nacht ist riesig. Immer

wieder bleiben sie stehen und spähen nach einem Licht

aus, einer menschlichen Behausung. Ich versetze mich in

ihre Lage. Es ist gar nicht so schwierig. Stundenlang

sind sie Auto gefahren, und jetzt, wo sie drauf verzichten

müssen, realisieren sie, freilich etwas missvergnügt,

denn diese Ironie ist nur für mich geniessbar, dass sie

das schwierigste Wegstück noch vor sich haben. Der

Berg steht da wie ein Klotz. Die nächtliche Kühle er-

nüchtert sie. Sie bekommen die Gesichter von Men-

schen, die auf Zehenspitzen eine papierdünne Eisfläche

betreten. Ihre Lippen sind ganz schmal. Der Weg abseits

der Fahrroute birgt Risiken. Die Santichläuse wissen

das. Sie haben Erfahrung. Indem sie die Richtung ihrer

Schritte vorsichtig bestimmen, hin und wieder auch kor-

rigieren, versuchen sie auf dem Weg zu bleiben, der

ihnen zuweilen entschwindet: der Boden ist überwu-

chert, der Wildeselpfad kaum noch zu erkennen. Aber

das macht weiter nichts. Sie drängen sich durch, stamp-

fend, keuchend, flüsternd, ein kleines verlorenes Grüpp-

chen irgendwo da draussen zwischen den Bäumen.

Könnte es sein, dass sie doch noch ein Haus finden?

Könnte es sein, dass sie die Beiz finden, in der ich auf

sie warte?

 

Es reicht mir. Die Zeit tickt uns davon. Die Santichlau-

sentour hat sich erledigt. Ausserdem darf ich nicht zuviel

trinken. Für jemanden, der sein eigener Chauffeur ist,

sind zwei Bierchen schon mehr als genug. Die Rück-

fahrt, so leid es mir tut, muss auch noch irgendwie be-

standen werden. Fräulein, zahlen bitte. Sagt man hier

noch Fräulein? Ich glaube schon. Ah, da kommen Sie ja.

Danke, dass Sie so prompt sind, Fräulein. Und so

freundlich. Wissen Sie, ich bin ein Santichlaus, aber von

mir haben Sie nichts zu fürchten, ich bin harmlos. Mit

den Rüpeleien meiner Kollegen habe ich nichts zu tun.

Schauen Sie mich nicht so an, Fräulein. Ich gebe Ihnen

ein fettes Trinkgeld. Und mein Ehrenwort als Santich-

laus: ich stecke Sie nicht in meinen Sack. Eine Frau ge-

nügt mir. Also, auf Wiedersehen, hat mich gefreut, eini-

germassen wenigstens. War ein trostloser Santichlausen-

abend, wirklich trostlos, über das Warten bin ich nicht

hinausgekommen. Was soll’s. Ich fahre zurück in die

Stadt. Keine Sorge, die Hauptstrasse werde ich bestimmt

nicht verfehlen. In meinem Auto habe ich fünf GPS-

Geräte, alle voll funktionstüchtig, eine navigatorische

Ausrüstung, mit der ich mühelos die Sahara durchqueren

könnte. Eines der Geräte gehört mir, die andern habe ich

mir sozusagen unter den Nagel gerissen. Dumm für mei-

ne Kollegen, dass sie ihre Autoschlüssel immer offen

herumliegen lassen. Eine schlechte Angewohnheit, fin-

den Sie nicht auch? Sie runzeln die Stirn? Ich weiss, es

ist unfair. Ich habe das Santichlausenrallye mit unlaute-

ren Mitteln gewonnen. Aber einer muss ja gewinnen,

einer muss das Rennen machen. Das ist Brauch.

 

2007